Bonding - New Identity
Process - Schreitherapie (Dan Casriel)
Die Casriel-Bonding-Psychotherapie (englisch:
New Identity Process oder NIP) ist ein therapeutisches Konzept, das Dan
Casriel, Psychiater und Analytiker,
aufgrund eines Auftrags des Staates New York für die Arbeit mit schwer
Drogenabhängigen in den 60er Jahren begründete.
Inhaltsverzeichnis
1 Entwicklung
2 Therapiekonzept
3 Methode
4 Kontraindikation
5 Kritik
6 Siehe auch
7 Literatur
8 Quellen
9 Weblinks
Entwicklung
In Deutschland wurde er in den 70er Jahren bekannt durch das Zusammenarbeiten
mit dem damaligen Chefarzt der Psychsomatischen Klinik Bad Herrenalb, Dr.
Walther H. Lechler. Seit dieser Zeit arbeiten mehrere psychosomatische
Kliniken und niedergelassene Psychotherapeuten in Deutschland, den Niederlanden,
in Belgien, Italien, Schweden, Frankreich und in den USA mit dieser Methode.
In den letzten Jahren wurde sie von Dr. Konrad Stauss, ehemaliger Chefarzt
der Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach, auf der Grundlage der
Bindungstheorie, der modernen Hirnforschung und des Prozess- Erfahrungsansatzes
von Greenberg (1984) und Elliot (1999) weiterentwickelt und differenziert.
Therapiekonzept
Im Mittelpunkt dieses prozess- und erfahrungsorientierten Therapieansatzes
steht die Befriedigung der lebensnotwendigen und neurobiologisch verankerten
psychosozialen Grundbedürfnisse nach körperlicher Nähe (Bonding)
und emotionaler Offenheit, Bindung, Autonomie, Selbstwert, nach körperlichem
Wohlbehagen, nach Lust- und Lebenssinn. Im Bonding-Prozess, d.h., in der
von Casriel so bezeichneten "Erfahrung von emotionaler Offenheit",
verbunden mit körperlicher Nähe zu einem anderen Menschen, sollen
die Verletzungen innerhalb der Bindungen zu Eltern, Geschwistern und anderen
prägenden Bindungspersonen aktiviert, und die damit verbundenen Gefühle,
negativen Einstellungen, körperlichen Blockierungen und zerstörerischen
Verhaltensmuster durchgearbeitet werden.
Ein Teufelskreis von Beziehungssehnsucht, Beziehungsenttäuschung
und Beziehungsvermeidung soll auf tiefster Ebene körperlich, emotional
und sprachlich in der Therapiegruppe nachvollziehbar gemacht und unterbrochen
werden.
Methode
Casriel-Therapie wird meist in grösseren Gruppen paarweise unter
Anleitung und Unterstützung durch mehrere Therapeuten durchgeführt.
Nach einer Aufwärmphase wählen sich die Partner. Ein Partner
ist Klient, der andere Begleiter. Der Klient legt sich auf einer Matte
auf den Rücken, der Begleiter legt sich auf ihn drauf. Der Klient
spürt in sich hinein und richtet seine Aufmerksamkeit auf seine Gefühle.
Er benennt aufsteigende Gefühle ("ich habe Angst"). Der
Begleiter fordert ihn auf, diesen Satz lauter zu sprechen, und unterstützt
ihn, mit der Aufmerksamkeit bei seinen Gefühlen und deren Veränderung
zu bleiben. Der Klient macht das Gefühl immer lauter ("ich habe
ANGST! - scheiß Angst!"), bis er ganz von diesem Gefühl
erfüllt ist und/oder das Gefühl verschwindet und einem anderen
Gefühl Raum gibt.
Ein typischer Gefühlsverlauf erfolgt von Angst, über Wut, Schuld,
Schmerz, Trauer, zu Freude, Glück und zärtlich liebevoll erotischen
Gefühlen. Solche Verläufe können sich mehrfach wiederholen.
Eine Sitzung dauert etwa zwei Stunden, die Partner wechseln sich nach der
Halbzeit ab.
In der Einstellungsgruppe werden neue positive Einstellungen und der heutigen
Realität angemessene Verhaltensweisen erarbeitet. Diese werden in
der therapeutischen Gemeinschaft eingeübt und verstärkt. Ob mit
wechselseitigem Halten (Bonding), mit anderen körpertherapeutischen
Techniken oder im Rahmen der Einstellungsgruppe gearbeitet wird, hängt
von der Integrationsfähigkeit des einzelnen Klienten ab.
Kontraindikation
Als Bestandteil der Therapie einer Borderline-Persönlichkeitsstörung
wird Bonding als absolut kontraindiziert angesehen[1]. Es kann möglicherweise
zu einer Aufspaltung der Persönlichkeit führen: Während
ein Teil des Patienten sich expressiv verhält, schreit und fühlt,
erstarren andere Teile. Sie verkriechen sich, passen sich nun erst recht
an ein falsches Selbst an und betreiben dort Krisenmanagement.
Kritik
Aus psychoanalytischer Sicht ist der Hauptkritikpunkt am Bonding, dass
unklar sei, wie die intensiven Gefühlserlebnisse auf der Matte in
den Alltag bzw. in weitere therapeutische Arbeit integriert werden können.
Die Aufarbeitung des Erlebten geschieht meist rituell-kollektiv, ohne die
Möglichkeit, auf einzelne Lebensgeschichten differenziert einzugehen.
Dan Casriel erwähnt in seinen Veröffentlichungen, dass sehr viele
Patienten ("nicht alle") nach einer Bonding-Therapie eine von
ihm so kritisch betrachtete Einzeltherapie brauchen.
Misserfolge der Bonding-Therapie werden von Casriel mittels "negativer
Diagnostik", zum Teil verächtlich wirkenden Schuldzuschreibungen
und generellen Zweifeln am Charakter ("feige"), dem Patienten
selbst angelastet. Verschiedene Bonding-Therapeuten haben sich daher von
der "reinen Lehre" Dan Casriels gelöst und Bonding mit anderen
Therapieformen wie Psychodrama, Gestalt-Therapie, Transaktionsanalyse und
analytischer Therapie verbunden.
Siehe auch
* Bad Herrenalber Modell
* Festhaltetherapie
Literatur
* Konrad Stauss: Bonding Psychotherapie - Grundlagen und Methoden. Kösel-Verlag,
2006, ISBN 3-466-30716-3
* Daniel Casriel: Die Wiederentdeckung des Gefühls. Bertelsmann,
München 1975, ISBN 3-570-00222-5
* Ambros Wehrli: "Einführung in die emotionelle Gruppentherapie
nach Casriel - Band 1 - Du schaffst es, aber du schaffst es nicht allein" Santiago
Verlag, 2006, ISBN 978-3-937212-06-7
* Ambros Wehrli: "Ausführungen zur emotionellen Gruppentherapie
nach Casriel - Band 2 - Die Lebensschule" Santiago Verlag, 2007, ISBN
978-3-937212-07-4
Quellen
1. ? Konrad Stauss: Neue Konzepte zum Borderline-Syndrom - Stationäre
Behandlung nach den Methoden der Transaktionsanalyse. Das Grönenbacher
Modell. Junfermann, Paderborn 1993 ISBN 3873871106
Weblinks [Bearbeiten]
* Bonding Psychotherapie: eine Einführung von Jeff Gordon
* BONDING-Körperpsychotherapie
* Bonding, Psychoanalyse, Säuglingsforschung Würdigende Kritik des
Bonding von Tilmann Moser
* Website der Deutschen Gesellschaft für Bonding-Psychotherapie DGBP
(N.I.P.) wurde in den 60er und
70er
Jahren von Dr. Daniel Casriel entwickelt. Es ist ein
emotionsorientierter Lernprozeß, wobei die "Neue
Identität" des einzelnen auf einem Zugang zu tiefen
Gefühlen,der Erarbeitung von positiven Einstellungen zu sich und
anderen und der Entwicklung und Einübung von neuen
Verhaltensweisen basiert.
Eine der wichtigsten Entdeckungen von Dr. Casriel ist die Bedeutung
eines biologisch verankerten Grundbedürnisses des Menschen,
"Bonding": d.h. emotionale Offenheit und körperliche Nähe
zu anderen. New Identity Process Im deutschsprachigen Raum auch als
Casriel- oder Bonding-Therapie bekannt. Geschichtliche Entwicklung
Dr. med. Daniel Casriel, (gest. 1983), entwickelte seinen New
Identity Process (N.I.P.) über einen Zeitraum von ca. 2O Jahren.
Nach Abschluß seines Medizinstudiums an dem Cincinnati College
of Medicine (1949) studierte er an dem Columbia Psychoanalytic
Institute weiter unter der Leitung von Dr. Sandor Rado und Abram
Kardiner. Die von ihnen entwickelte Adaptions-Psychodynamik war
für Casriel von großer Bedeutung. Freuds propagierte Lehre
der Pathologie der Triebe wurde ergänzt und teilweise ersetzt
durch die Lehre der Pathologie der Konditionierung. Casriel
absolvierte seine Lehranalyse bei Kardiner, der selbst einer der
letzten lebenden Analysanden Freuds war. Kardiner hatte in seiner
Arbeit einen stark anthropologischen Ansatz. Dazu kamen Casriels
eigene Erfahrungen und Beobachtungen während eines 18monatigen
kriegsbedingten Aufenthalts in Okinawa. Dort beeindruckte ihn der
unkomplizierte Umgang mit körperlicher Nähe, sowohl in der
Kindererziehung als auch zwischen den Erwachsenen. Diese Erfahrungen
prägten sein Menschenbild. Im Jahre 1962 lernte Casriel eine
Gemeinschaft zur Rehabilitation von Drogenabhängigen in
Kalifornien kennen. Synanon hieß diese Selbsthilfeeinrichtung
und wurde die Anregung für das später von Casriel
entwickelte und weltweit eingesetzte Daytop Modell zur Therapie von
Heroinsüchtigen. In der Arbeit mit seinen neurotischen Patienten
übernahm Casriel zwei Elemente der Synanon Erfahrung: 1. Die
befreiende Wirkung des Ausdrucks tiefer Gefühle und 2. Die
Betonung der Konfrontation selbstzerstörerischen Verhaltens.
Nach und nach entwickelte er die spezifische Schreiübung sowie
die gezielte Arbeit zur Veränderung von pathologischem Denken
(Einstellungsarbeit). In den letzten 1o Jahren seiner Arbeit betonte
Casriel immer mehr die heilende Kraft, die in der Erfüllung der
Primärbedürfnisse nach menschlicher Nähe (Bonding)
liegt. Aus dieser Erkenntnis entwickelte er seine Bonding Übung,
die heute so im Mittelpunkt steht, daß der N.I.P. manchmal als
Bonding-Therapie bezeichnet wird. Dan Casriel und der N.I.P wurden
durch Dr. med. Walter Lechler im deutschsprachigen Raum bekannt. Als
Chefarzt der psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb in der Zeit von
1971 bis 1988 hat Dr. Lechler den N.I.P. als einen wichtigen
Bestandteil in die Lehr-Lern-Gemeinschaft der Klinik eingeführt
und integriert. Es gibt zur Zeit mehrere Kliniken für
Psychosomatik und Suchterkrankungen in der BRD, die den N.I.P. neben
anderen therapeutischen Verfahren anwenden, sowie einige Zentren und
therapeutische Praxen, die mit dem N.I.P. arbeiten. Seit 1984
existiert die `International Society for New Identity Process' mit
regionalen Gesellschaften des N.I.P. in den U.S.A., B.R.D.,
Belgien/Nederlande, Schweden, Italien und der Schweiz. Ausbildung und
Prüfungen zur Befähigung für die Arbeit mit dem N.I.P.
werden durch die I.S.N.I.P. und die regionalen Gesellschaften
durchgeführt. Menschen und Weltbild Das vielseitige seelische
und psychosomatische Leiden des heutigen Menschen betrachtet Casriel
als das Ergebnis einer kulturell bedingten Konditionierung. Der Kern
dieser Konditionierung ist ein Zustand des Mangels im Bereich eines
lebenswichtigen Basisbedürfnis des Menschen - Bonding (Bindung).
Genauer gesagt ist Bonding das biologisch verankerte
Grundbedürfnis des Menschen nach emotionaler Offenheit und
körperlicher Nähe zu anderen Menschen. Bei der Beobachtung
sogenannter primitiver Völker erfährt man eine
natürliche Selbstverständlichkeit in Bezug auf diese
Bedürfnisse. Säuglinge und Kleinstkinder werden fast immer
am Körper der Mutter getragen, haben freien Zugang zur Brust ,
werden gehalten und sind über den Körper der Mutter in das
Tagesgeschehen der Gemeinschaft eingebunden. Selbst Kinder von drei
Jahren und älter werden oft getragen, nicht nur von der Mutter,
sondern auch von älteren Geschwistern, Tanten und Onkeln usw.
Bedingt durch die Lage der Kleinfamilie und den Streß des
modernen Lebensstils erleben Kinder der westlichen Welt häufig
ein Defizit an einfacher körperlicher und seelischer Zuwendung.
Sie lernen früh , daß der Preis für Liebe oder
Zuwendung sehr hoch ist, und entscheiden, sich entsprechend
anzupassen. Diese kindlichen Entscheidungen bleiben als
Über-zeugungen, wie das Leben ist, im Erwachsenen gespeichert
und prägen sein Verhalten. So entsteht ein Teufelskreis. Die
Enttäuschung über ein unerfülltes
Liebesbedürfnis, das schmerzhaft oder ärgerlich erlebt
wird, verstärkt die Überzeugung, z.B. nicht liebenswert zu
sein. Man verhält sich demnach zurückhaltend oder
feindselig, und wirkt auf die menschliche Umwelt so, daß man
erneut enttäuscht wird. Aus solchen Kreisläufen entstehen
eingefahrene Gefühls-, Denk- und Verhaltensmuster, die für
den Betroffenen wie ein Gefängnis sind. Wirkliche
Veränderung findet nur dann statt, wenn das Neuerlernen alle
drei Ebenen des Fühlens, des Denkens und des Verhaltens
umfaßt. Der Mensch ist für Casriel von seiner Natur her
gut und wertvoll. Die "Neue Identität" nach Casriel ist eher
eine Wiederentdeckung des Ursprünglichen, des biologischen
Selbst. Die Erfahrung, daß die eigenen Bedürfnisse eine
Quelle der Freude für sich und andere sind, ermöglicht
wieder eine emotionale Bindung zu anderen Menschen. Die drei
Grundberechtigungen nach Casriel "Ich bin" (ich lebe), "Ich brauche"
(meine Bedürfnisse sind gut), "Ich bin berechtigt" (für
mich zu sorgen, Fehler zu machen, glücklich zu sein, usw.)
werden erfahrbar. "Bonding ist die mehr und mehr angstfreie Beziehung
zu dem Geschenk LEBEN, zu allem, was für uns auf dieser Welt
Partner ist in unserer dialogischen Beziehung mit dem Leben. Bonding
ist Ausdruck einer Lebenshaltung, Lebenseinstellung, Lebensweise, die
Identität zu deren Bild wir geschaffen sind und auf die zu wir
uns hinentwickeln müssen, wenn wir leben und nicht dahinsiechen
und sterben wollen." (Dr. Walther Lechler) Anwendungsbereich Der
N.I.P. eignet sich im allgemeinen für alle Menschen, die
besseren Zugang zu ihrer Gefühlswelt gewinnen und ihre
emotionale Bindungsfähigkeit vertiefen möchten. Für
Menschen mit besonders rigiden und/oder zerbrechlichen Ich-Strukturen
sollte der N.I.P. nur im klinischen Rahmen und in entsprechend
abgewandelter Form eingesetzt werden. Ablauf der Arbeit Der N.I.P.
wird in der Regel in Gruppen angewendet. Der Rahmen kann ganz
unterschiedlich sein: als fortlaufende, ambulante Therapie, als
prophylaktische und wachstumsorientierte Selbsterfahrung an
Wochenend- oder längeren Workshops und als hauptsächliche
oder ergänzende therapeutische Maßnahme im klinischen
Rahmen. Eine typische N.I.P. Sitzung dauert etwa 3 Stunden, die
Teilnahme an einer wöchentlichen fortlaufenden Gruppe etwa 1 bis
3 Jahre. Vorgehensweise Die Gestaltung einer N.I.P. Sitzung kann je
nach Umständen und Stil des Therapeuten unterschiedlich sein.
Einige Therapeuten arbeiten mit der ganzen Gruppe in einem Raum. In
Deutschland arbeiten die meisten N.I.P. Therapeuten in zwei
Räumen - in einem für die Bonding-Übung und in einem
für die parallel laufende Einstellungsgruppe. Eine N.I.P.
Sitzung fängt oft mit einem Gespräch des Leiters zu
verschiedenen, für die Arbeit relevanten Themen an; z.B. die
Wichtigkeit von emotionaler und körperlicher Nähe in
unserem Leben, Ausdruck und Bedeutung der Emotionen, der Zusammenhang
von Gefühl, Einstellung und Verhalten, Probleme in Beziehungen
usw. Vor allem im Rahmen eines Workshops, aber auch am Anfang einer
Großgruppensitzung in einer Klinik wird die Arbeit mit einem
solchen Informationsgespräch eröffnet. Neue Teilnehmer
werden genau informiert über der Sinn und vorgehensweise in der
Bonding-Übung, und daß es um emotonalen Nähe geht.
Sexuellen Annährung werden ausdrucklich untersagt. Bei den
wöchentlichen fortlaufenden Gruppen wird die Sitzung häufig
mit einer sogenannten offenen Periode begonnen. Hier ist Gelegenheit
für eine Einführungsrunde, wobei die Teilnehmer kurz
berichten, wie es ihnen zur Zeit geht, und welche Themen für sie
in der heutigen Sitzung wichtig sind. Dies ist auch der Platz,
über die Beziehungen untereinander zu reden, Konflikte
anzusprechen und auszutragen, Ärger und Wertschätzungen zu
äußern - die sogenannte Alltagsarbeit in Beziehungen. Die
Teilnehmer erhalten ehrliche Reaktionen und Rückmeldungen,
sodaß sie sich die Konsequenzen ihres Verhaltens und ihrer
nichtverbalen Signale bewußt machen können. Aus der
lebendigen Interaktion entsteht für einzelne Teilnehmer zugleich
die Möglichkeit, den Ausdruck bestimmter Emotionen oder neue
Einstellungen zu üben. (siehe: Fallbeispiel) Nach einer kurzen
Pause beginnt der zweite Teil der Sitzung, die Übung mit
Nähe (Bonding). Die Gruppenmitglieder suchen sich eine/n
Partner/in für die Übung. Es ist günstig, im Laufe
mehrerer Sitzungen verschiedene Partner/innen zu wählen. Ein
zentraler Teil des N.I.P. ist es zu lernen, anders als bisher gewohnt
mit Nähe umzugehen ; dementsprechend ist die Bonding-Übung
von größter Bedeutung für die Arbeit. Die Partner
legen sich auf die dafür vorhandenen Matten. Während die
Person, die arbeitet, ihren Partner festhält, erlaubt sie sich,
diese Nähe zu spüren. Nach kurzer Zeit taucht eine Vielfalt
alter Gefühle, Einstellungen, Erinnerungen und Bilder auf, die
nun ausgedrückt werden können durch Weinen, Schreien usw.
In dem Maße, in dem mehr Vertrauen in die eigenen Gefühle
und zum Partner gewonnen wird, verändert sich die Nähe von
etwas Fremdem und Beängstigendem zu einem angenehmen und
bestätigenden Kontakt. Im Laufe mehrerer Sitzungen wirkt diese
Übung wie ein "psychologisches Mikroskop" (Casriel), wodurch die
Teilnehmer immer deutlicher ihre Ängste und negativen
Einstellungen in Bezug auf emotionale Nähe erleben können.
Einige der häufigsten negativen Einstellungen sind: "Wenn ich
jemandem nah bin, ... muß ich mich aufgeben/ bin ich
ausgeliefert/ werde ich kontrolliert/ bin ich zuviel/ muß ich
einen hohen (emotionalen) Preis bezahlen, usw.". Diese Einsichten
werden nicht nur intellektuell, sondern auch
gefühlsmäßig " mit dem Bauch" verstanden, was die
Teilnehmer in die Lage versetzt, sich eine neue Entscheidung (neue
Einstellung) auch emotional zu erarbeiten. In der parallel laufenden
Einstellungsgruppe kann über die Erfahrungen und evtl.
aufgetretenen Schwierigkeiten während der Bonding-Übung
berichtet werden. Oft hat jemand eine neue Einstellung "entdeckt",
die er verstärken möchte, indem er sie in der Runde
wiederholt, entweder als Schreiübung oder ganz sanft und
behutsam, als sei sie eine neue Pflanze, die gehegt werden muß.
Die Einstellungsgruppe ist auch der Ort, an dem verschiedene Themen
angesprochen werden können, z.B. Probleme mit dem Ehepartner,
den Eltern, den Kindern, dem Vorgesetzten usw. Durch gezielte Fragen
hilft der Therapeut dem Teilnehmer, Einsichten zu gewinnen in die
negativen Einstellungen und irrationalen Gefühlsreaktionen, die
hinter seinem, für ihn inadäquaten Verhalten stehen. Es
können Bezüge hergestellt werden zu ähnlichen
Gefühlsmustern und Verhaltensweisen in der Ursprungsfamilie.
Häufig hat der Teilnehmer den Wunsch, das Besprochene auch
gefühlsmäßig zu bearbeiten. Durch die
Bonding-Übung mit einem Partner begegnen die Teilnehmer ihren
Ängsten, Einstellungen und alten Erfahrungen in Bezug zu einem
anderen, Eltern/Kind-Beziehung, Geschwister/Geschwister, Mann/Frau
usw. In der Einstellungsgruppe geht es eher um Probleme im sozialen
Umfeld, z.B. Familie, Schulkameraden, Arbeitskollegen, Freundeskreis
usw. Hier lernt man, sich nach außen zu vertreten, sich
adäquat zu behaupten, um das Neugelernte eher in den Alltag
integrieren zu können. Zusätzlich verwenden die meisten
Casriel Therapeuten in der Einstellungsgruppe Elemente
verschiedenster therapeutischer Methoden wie z.B.
Transaktionsanalyse, Gestaltarbeit, systemische Therapie,
Bioenergetik usw. Fallbeispiel Peter, ein 34 jähriger Teilnehmer
einer wöchentlichen N.I.P. Gruppe, nickt zustimmend,
während andere Gruppenmitglieder erzählen, daß sie
ihn als zurückhaltend, profillos, in der Gruppenlandschaft
verschwindend erleben. Peter kennt seine Angst vor Gruppen jeglicher
Art, die Angst etwas Falsches zu tun oder anderen unangenehm
aufzufallen. Er kann sich deswegen im Beruf schlecht behaupten und
erlebt in sozialen Situationen häufig das Gefühl, zu kurz
zu kommen. Nach einem kurzen Gespräch über die
Rückmeldungen bietet der Leiter Peter an, eine emotionale
Übung mit einer neuen Einstellung auszuprobieren. Zuerst leise
und ängstlich wirkend, dann immer lauter und mit klarerem Blick,
wiederholt Peter den Satz: "Ich bin auch da.", während er dabei
im Kreis nacheinander jedem Gruppenmitglied in die Augen schaut. Was
am Anfang ein Satz ohne Gefühl war, wird zu einem lauten Schrei
voller Kraft und Selbstbehauptung. Peter wird sich des Ärgers
bewußt, den er sein ganzes Leben lang so gut zu
unterdrücken gelernt hatte. Bestätigt auch durch die
zustimmenden Blicke der anderen Teilnehmer hat Peter einen weiteren
Schritt getan, nicht mehr durch Überanpassung für
Angenommenwerden zu bezahlen. Zusammenfassung Der wesentliche Inhalt
der Arbeit Dr. Dan Casriels besteht in der Erlaubnis, die er seinen
SchülerInnen, PatientInnen und GruppenteilnehmerInnen vermittelt
hat, menschlich sein zu dürfen, oder mehr noch: ihre
Menschlichkeit wieder in Besitz zu nehmen. Dies bedeutet einerseits,
die Berechtigung zurück zu erobern, Gefühle zu haben, zu
mobilisieren und auszudrücken, und andererseits, das
Grundbedürfnis nach Nähe zu anderen anzuerkennen und daraus
Freude zu schöpfen. In unserer heutigen Gesellschaft besteht
eine große Sehnsucht nach Bestätigung unserer menschlichen
Würde. Die große Stärke des N.I.P. liegt darin,
daß er sich in dieser Wiedergewinnung der eigenen
Menschlichkeit auswirkt. Literatur "Die Wiederentdeckung des
Gefühls", Dr.Daniel Casriel, 12 x 12 Verlag. "Von mir aus nennt
es Wahnsinn", Dr. Lechler/Laer, Kreuz Verlag
Quellen:
Zentrum
im Kraichgau, Weilererstraße 62, 74889 Sinsheim -
Reihen
Dan Casriel
Institut
Online - Texte:
x
Literatur:
TherapeutInnen / Therapeuten - Liste:
Name
Vorname
Jahrgang
Adresse Praxis 1
Adresse Praxis 2
E-Mail
Homepage |
Grundausbildung
Titel |
Psychotherapeutische
Fachausbildung und
Zusatzqualifikationen |
Spezialisierungen |
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