Häufig wird der Begriff im Bereich der Abhängigkeitserkrankungen verwendet, dort bezieht er sich auf Menschen, die mit Abhängigen zu tun haben, als Angehöriger, Freund oder professioneller Helfer. Ferner wird der Begriff häufig in Verbindung mit Beziehungssucht, Romanzensucht und Sexsucht verwendet.
Symptome von Co-Abhängigkeit |
Wann ist ein Mensch ein Co-Abhängiger? |
Ursachen für Co-Abhängigkeit |
Co-Abhängigkeit im Zusammenhang mit Abhängigkeitserkrankung |
Therapie von Co-Abhängigkeiten |
Symptome von Co-Abhängigkeit
Co-Abhängige orientieren sich in ihrem Handeln an Anderen.
Manche Co-Abhängige machen andere Menschen zum Mittelpunkt ihres Lebens.
Ihr eigenes Leben scheint ihnen unbedeutend und langweilig.
Das Gefühl von Bedeutung erfahren sie in den Reaktionen ihrer Umwelt.
Sie sind süchtig nach Anerkennung und opfern alles dafür, was
bis zur völligen Selbstverleugnung gehen kann. Es wird immer die Opferrolle
in Beziehungen (zu Partnern, Kollegen, Familienangehörigen und anderen)
gesucht; meist eine Helfer-Rolle in aussichtsloser Position. So kommt es
häufig vor, dass Co-Abhängige in Beziehungen zu süchtigen
Menschen geraten, die sie „retten“ wollen. Dabei sehen sie sich
meist als Märtyrer. Nicht selten ketten sie ihr eigenes Schicksal an
das eines Anderen, möglichst ein „Verlierer“, mit dem sie
dann mit „Wehenden Fahnen“ untergehen können. So kommt
es z. B. zur völligen Überschuldung bei dem Versuch, einem Heroin-Süchtigen
zu helfen, oder zum Burnout bei dem Versuch, die Firma durch Überstunden
und völlige Verausgabung zu retten.
Da die Co-Abhängigkeit auch eine psychosomatische Erkrankung ist,
können die körperlichen Symptome sehr vielfältig sein. Zum
schon erwähnten Burnout über Adipositas (Fettsucht), Migräne,
Beziehungssucht, Magersucht und Angstneurosen gibt es vielfältige Formen.
Häufig ist es nicht sehr einfach, die eigentliche Problematik dahinter
zu erkennen.
Wann ist ein Mensch ein Co-Abhängiger?
Viele der oben genannten Symptome und Verhaltensweisen sind auch
bei gesunden Menschen anzutreffen. Pathologisch ist es dann, wenn die Lebensqualität
massiv beeinträchtigt ist, das Handeln als zwanghaft erlebt wird und
letztlich auch die physische Gesundheit bedroht ist. Es verhält sich
ganz ähnlich wie beim Alkoholismus: Das Glas zum Essen ist noch nicht
das Problem. Erst wenn es zum Zwang wird, ist es höchstwahrscheinlich
eine Erkrankung.
Ursachen für Co-Abhängigkeit
Die Ursachen sind wie bei den meisten psychischen Erkrankungen
schwer auszumachen.
Alles spricht aber für das multifaktorielle Modell, also eine Mischung
soziologischer Ursachen, kognitiver Ursachen und genetischer Dispositionen.
Meist kommen Co-Abhängige aus dysfunktionalen Familien, was aber nicht
immer der Fall sein muss. Allen gemein ist aber ein mangelndes Selbstwertgefühl
und Selbstvertrauen.
Co-Abhängigkeit im Zusammenhang mit Abhängigkeitserkrankung
Im Zusammenhang mit einer Abhängigkeitserkrankung wird unter Co-Abhängigkeit verstanden, dass neben der abhängigen Person noch weitere Personen in die Abhängigkeit verwickelt sind. Im Umfeld der Alkoholkrankheit kennt man die Aussage, dass zu jedem der trinkt auch mindestens einer gehört, der es zulässt. In diesen Zusammenhang wird auch der Begriff „Co-Alkoholiker“ benutzt.
Es stellt sich also die Frage, warum jemand die Beziehung zu einem Abhängigen nicht beendet, sondern sogar unterstützt, indem er ihm immer wieder sein Suchtmittel mitbringt oder mit Geld dafür aushilft. Die andere Variante ist die, dass Angehörige mit allen Mitteln versuchen, den Abhängigen zu manipulieren. Das Suchtmittel wird versteckt oder weggeworfen, der Abhängige wird regelmäßig mit Vorhaltungen konfrontiert. Co-Abhängige versuchen so, Einfluss zu nehmen und die Situation nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
Gründe können sein, dass der Co-Abhängige damit seine partiellen Minderwertigkeitsgefühle kompensieren oder soziale Anerkennung erhalten will (siehe auch Helfersyndrom). Diese Aussage trifft allerdings nicht immer zu und die Motivation einer Mutter, die etwa ihr Kind vor dem Untergang durch Drogen retten will, kann auch eine andere sein. Jedoch bleibt auch hier der Einflussbereich begrenzt, letztlich sind es die Abhängigen, die innerlich bereit sein müssen, Hilfe anzunehmen und von sich aus etwas an der Situation ändern zu wollen, um das selbstzerstörerische Verhalten zu beenden. Das manipulative Verhalten von Abhängigen verstrickt fast immer alle in co-abhängiges Verhalten, die längere Zeit im unmittelbaren Umfeld mit ihnen leben. Diese „Hilfsbereitschaft“, die auch fatal für beide Seiten enden kann, wird von außen häufig mit Anerkennung gesehen, weshalb der Co-Abhängige häufig seine Rolle bei der Unterhaltung der Abhängigkeit nicht erkennt.
Deshalb ist es bei der Behandlung von Abhängigen sinnvoll und wichtig, auch dessen Bezugspersonen (Partner, Familienangehörige, ...) mit in die Therapie einzubeziehen. So können sie erkennen, welchen Schaden sie genommen haben, welche Rolle sie übernahmen in diesem destruktiven Verhaltenskontext und wodurch sie die Abhängigkeit (latent) unterstützt haben. Viele der Selbsthilfegruppen verschiedener Abhängigkeiten bieten auch Hilfen (in eigenen Selbsthilfegruppen) für Angehörige oder Partner an. (Eine Liste befindet sich am Ende des Artikels zur Alkoholkrankheit.)
Neben dem Partner leiden auch Kinder einer Beziehung mit einem Abhängigen nicht unerheblich. So finden typischerweise immer wieder erhebliche Ausgrenzungen statt, besonders wenn es lautstarke und/oder rabiate Auseinandersetzungen gibt (nicht selten über Kleinigkeiten). Diesen stehen die Kinder meist sehr hilflos gegenüber.
Dies verhindert oft das Erlernen entsprechender Kompetenzen - z. B. die Beurteilung, wann und wie auf einen Anlass adäquat zu reagieren ist. Diese soziale Unsicherheit ist oftmals wiederum Ursache für die Abhängigkeitserkrankung der Kinder - ebenso wie die (noch immer nicht zweifelsfrei nachgewiesene) genetische Disposition.
Das Entstehen einer Co-Abhängigkeit im Zusammenhang mit Abhängigkeitskranken verläuft häufig in mehreren Phasen.
Therapie von Co-Abhängigkeiten
Es gibt nicht DAS "allgemeingültiges Verfahren".
Es lohnt sich aber, frühzeitig psychotherapeutische Begleitung zu organisieren,
um Abgrenzung zu lernen und wieder ein selbstbestimmteres und erfüllteres
Leben erreichen.
Die Psychotherapeuten John Bradshaw und Erika Chopich/Margaret Paul zeigen
in ihrem Buch "Aussöhnung mit dem inneren Kind" (-> Inneres
Kind) einen Weg auf, wie man therapeutisch mit Co-Abhängigen arbeiten
kann.
Ihr Modell basiert auf der Idee der inneren Teilpersönlichkeiten (dem
inneren Kind, dem inneren Erwachsenen) und geht davon aus, dass auf Grund
schmerzhafter Erlebnisse in der "realen" Kindheit, die liebevolle
Verbindung zwischen dem "inneren Erwachsenen" und dem "inneren
Kind" irgendwann unterbrochen wurde und dass es nun Aufgabe der Therapie
sei, diese Verbindung wieder herzustellen.
Siehe auch
Agency
Helfersyndrom
Selbstwertgefühl
Inneres Kind
Literatur
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